„Fridos Ausflug“
von Katrin Oertel
An einem Morgen war der Wald zu ende. Und Frido, ein wunderschöner, in der Sonne glänzender, kleiner Käfer, flog hinaus über die Dächer der Häuser. Nach einer Weile brauchte er eine Pause und landete in einem hübschen Garten. Überall wuchsen Pflanzen, die Frido in seinem Wald noch nie gesehen hatte. Er schaute sich interessiert um und krabbelte durch eine offen stehende Tür ins Haus. Frido spürte noch den angenehm kalten Fliesenboden unter seinen Füßen, als plötzlich eine Frauenstimme laut aufschrie: „Iiiiiiiigitt ein Käfer!“ und ein Einmachglas über ihn drüber gestülpt wurde. Mit großen Augen betrachtete Frau Fischedick ihn von allen Seiten. Entschlossen kam sie aus der Küche zurück und schob eine Zeitschrift unter das Glas, nahm es samt Frido mit in den Garten und schmiss ihn im hohen Bogen über den Zaun. Frido konnte noch so gerade eben seine Flügel entfalten, als er durch die Öffnung eines großen Metallcontainer flog und sanft auf etwas weichem landete. Hier lagen jede Menge Hosen, Pullover, Hemden und einige Schuhe durcheinander. „Sein Glück, sonst wäre er nicht so weich gelandet“, dachte er. Da lagen auch ein paar hübsch aussehende, kleine Turnschuhe mit blauen Streifen an der Seite. Frido kletterte hinein und verkroch sich in der hintersten Schuhspitze um erst einmal durch zu atmen. Über den Schreck des Tages schlief er ein. Frido wurde erst lange später wieder wach, als der Boden unter ihm anfing zu wackeln und er samt dem Inhalt des Containers angehoben wurde. Als auch noch laute Motoren Geräusche einsetzten, drückte er sich noch weiter in seine schützende Höhle. Dann dauerte es eine ganze Weile bis Frido erneut durchgeschüttelt wurde und mit einem großen Schwung, zusammen mit seinem Schuh und der anderen Kleidung, offenbar auf einem Fließband landete. In dem Moment wo Frido neugierig seinen Kopf aus dem Turnschuh strecken wollte, wurden sie zusammen in einem Karton verpackt und gingen erneut auf Reisen. Vor Erschöpfung schlief Frido wieder ein. Er träumte von einem Ausflug ans rauschende Meer und flog im warmen Wind über den Strand. Als er gerade auf einem Eis landen wollte, wurde Frido in seinem Schuh unsanft geweckt. Ein kleiner Fuß mit fünf Zehen kam ihm in seinem Turnschuh immer näher. Die Zehen berührten ihn und verschwanden sofort wieder. Dann schaute ein Mädchen namens Joanna verdutzt in den Schuh und Frido hielt sich schon mal die Ohren zu. Denn er erwartete, dass jetzt wieder jemand „Iiiiiiiigitt ein Käfer“ schrie, doch es kam gar nicht. Stattdessen rief Joanna: “Guck mal Mama, ein wunderschöner Käfer! So einen glitzernden Käfer habe ich noch nie gesehen!“ Sie holte Frido vorsichtig aus ihrem neu erworbenen Turnschuh und hielt ihn in ihren Händen. „Mama der ist aber hübsch! Darf ich ihn behalten?“, fragte Joanna entzückt. „Joanna, dieser Käfer hat bestimmt schon ein Zuhause und auch eine kleine Käferfamilie. Er gehört in den Wald.“ „Bringen wir ihn dann zurück in den Wald?“, fragte Joanna begeistert. Und schon machten die drei sich auf den Weg zum Waldrand. Trotz, dass Frido die Wärme von Joannas Händen sehr genossen hatte, war er sehr froh wieder in seinem Wald zu sein. Er flog noch ein paar Ringe in der Luft und auch ein Herz, als er Joanna noch vergnügt winken sah. Frido machte sich schnell auf den Weg nach Hause um von seinem Ausflug zu erzählen. Diese Geschichte glaubt ihm Keiner!
Unveröffentlicht!